2024-12-31T09:39:25.068Z

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Die Spieler des FC Kosova München haben in der aktuellen Saison viel zu bejubeln.
Die Spieler des FC Kosova München haben in der aktuellen Saison viel zu bejubeln. – Foto: facebook: FC Kosova München e.

„Das ist ein Gefängnis“: Kreisliga-Dominator Kosova München auf der Suche nach einer neuen Heimat

FC Kosova in Freiham ohne eigenes Zuhause

Der FC Kosova München nimmt in der Kreisliga 2 Kurs auf die perfekte Hinrunde. Abseits des sportlichen Erfolgs sucht der Verein nach seiner Heimat.

Neun Spiele, neun Siege. Ein Torverhältnis von 38:12, ein Topstürmer mit 14 Toren und ein Abstand von zehn Punkten auf den nächsten Verfolger. Der FC Kosova München dominiert in dieser Saison die Münchener Kreisliga 2. Nach zwei Jahren, in denen FC Kosova noch denkbar knapp am Aufstieg gescheitert ist, scheint der erste Tabellenplatz bereits vor Abschluss der Hinrunde nur noch reine Formsache zu sein.

Der Vater des Erfolgs ist Burim Januzi. Bereits 2022, eine Saison nach dem völlig unterlegenen Abstieg aus der Bezirksliga, übernahm Januzi in neun Partien interimsweise das Traineramt. Seit Ende der letzten Saison leitet er den Verein als Cheftrainer. In insgesamt 20 Partien mit Januzi an der Seitenlinie, gab es für den FC Kosova nur eine einzige Niederlage.

Der FC Kosova München – Ein Verein ohne eigenes Zuhause

Die Heimat des Kreisliga-Dominators liegt im Münchener Westen. Mit dem Sportpark Freiham befindet sich hier das aktuelle Vorzeigeprojekt für Sportinfrastruktur der Stadt München: Eine Leichtathletikanlage, eine Schwimmhalle, ein Basketballfeld, zwei Mehrzweckhallen und insgesamt vier Fußballfelder. Der Verein aber zeigt sich unglücklich ob seinem aktuellen Zuhause.

Die Stadt München teilte dem FC Kosova im Jahr 2021 die Anlage zu und versprach dem Verein, Hauptverein auf der neuen Anlage zu werden. Das sei leider nie so eingetreten, berichtet Betim Troni, Sportdirektor des FC: „Wir haben kein Vereinsheim, nicht einmal ein Büro. Zu Beginn mussten sich unsere Herrenmannschaften den Platz zur gleichen Zeit mit einer Freizeitliga teilen.“ Zumindest Letzteres sei inzwischen nicht mehr der Fall, erzählt er am Telefon.

Der Fußballverein als Fixpunkt der kosovarische Gemeinschaft in München

„Meiner Meinung nach ist das Gelände nicht für Vereine ausgebaut“, sagt Januzi, „ich bin aufgewachsen mit dem Vereinsleben in München: ein Fußballplatz mit Vereinsheim, dazu eine Wirtschaft und eine kleine Tribüne. Das alles gibt es hier nicht.“ Stattdessen ist das gesamte Gelände von einer fünf Meter hohen Mauer umgeben. In die Umkleiden kommt man nur durch Sicherheitstüren. „Gelände kann man das hier nicht nennen. Überall sind Zäune. Das ist ein Gefängnis!“, wird der Trainer deutlich.

Dabei spielt gerade für die Mitglieder des FC Kosova das Vereinsleben eine zentrale Rolle. Die Meisten sind kosovarische Bürger, die aufgrund der Arbeit nach München gekommen sind. Der Verein stelle dann häufig die erste Anlaufstelle dar, erzählt Januzi: „Wir haben beispielsweise Spieler, die extra den weiten Weg aus Neuperlach auf sich nehmen, um bei uns Fußball zu spielen. Wo sollen sie auch hin, wenn sie nach München kommen und die Sprache noch nicht so gut beherrschen?“ Auch die Sponsoren haben großteils einen kosovarische Ursprung. Sie sehen im Verein eine Möglichkeit, die kosovarische Gemeinschaft in München zu stärken.

In sportlicher Hinsicht ist die Bezirksliga fest eingeplant

Die Suche nach einem neuen Zuhause läuft aktuell auf Hochtouren. „Es wäre schön, wenn man einen Verein oder eine Anlage findet, die uns aufnehmen könnten“, sagt Januzi, „aber die Suche verläuft aktuell schwierig, um ehrlich zu sein.“ Der Trainer weiß selbst, wie ausgelastet die Bezirkssportanlagen in München bereits sind.

Beunruhigen lassen möchte er sich von der Situation rund um die Heimat des Vereins dennoch nicht. Januzi ist stolz auf sein Team: „Wir sind eine Mannschaft. 17, 18 Leute, die machen den Unterschied aus.“ Auch der Sportpark Freiham soll daran nichts mehr ändern können: „Jetzt sind wir da, jetzt müssen wir das Beste daraus machen“

Für die sportliche Zukunft erscheint der FC Kosova ohnehin gut aufgestellt: „Momentan haben wir sehr viele junge Spieler. Wir wollen schauen, wie sich die Jungs entwickeln.“ Dann sei auch es auch ein realistisches Ziel, im Falle eines Aufstiegs in der nächsten Saison die Bezirksliga zu halten, so der Trainer.

Aufrufe: 029.10.2024, 13:27 Uhr
Simon PohlerAutor