2024-11-29T12:10:19.151Z

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Alexander Feuerherdt, Schiedsrichter-Sprecher des DFB, zu strittigen Elfmetern gegen 1860.
Alexander Feuerherdt, Schiedsrichter-Sprecher des DFB, zu strittigen Elfmetern gegen 1860. – Foto: IMAGO

DFB zu Schifferls Handspiel: „Elfmeter war mindestens vertretbar...“

Benachteiligte Löwen: DFB nimmt Schiedsrichter in Schutz

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Ex-Schiri Rafati sieht 1860 bei strittigen Pfiffen mit 0:6 im Nachteil. Schiri-Sprecher Feuerherdt: „Unsere eigene fachliche Bilanz fällt häufig anders aus...“

Die Löwen und ihr Schiedsrichter-Frust. Kein deutscher Profiverein steht häufiger im Zentrum kritischer Elfmeter-Entscheidungen. Sechs Strafstöße wurden an den ersten 16 Spieltagen gegen 1860 verhängt – laut Schiedsrichter-Experte Babak Rafati (liga3-online.de) sechs Fehlentscheidungen. Der letzte Elfmeterpfiff für die Löwen liegt mehr als ein Jahr zurück – im Heim-Derby gegen Haching am 25. November 2023 scheiterte Morris Schröter ausgerechnet an seinem heutigen Mitspieler René Vollath.

90 Prozent der gepfiffenen Elfer waren keine. Die Handregel ist ein bisschen schwachsinnig. Ich frage mich, wo wir die Hände überhaupt noch hintun sollen?

Maximilian Wolfram

Auch am Samstag, beim 1:2 gegen Rostock, fiel der Siegtreffer für die Gäste vom Kreidepunkt. „Es häuft sich“, stöhnt Trainer Argirios Giannikis: „Die Waagschale ist nicht auf unserer Seite.“ Stürmer Maximilian Wolfram bläst ins gleiche Horn. „90 Prozent der gepfiffenen Elfer waren keine“, schimpfte er. Und ganz konkret zur Szene vom Samstag: Die aktuelle Handregel sei „ein bisschen schwachsinnig. Ich frage mich, wo wir die Hände überhaupt noch hintun sollen? Das zu analysieren, ist aber nicht mein Metier.“

Raphael Schifferl bekommt den Ball von Rostocks Kinsombi gegen die Hand geschossen.
Raphael Schifferl bekommt den Ball von Rostocks Kinsombi gegen die Hand geschossen. – Foto: IMAGO

Sondern das Metier des DFB, der längst mitbekommen hat, wie in München-Giesing über die Drittliga-Referees gedacht wird. Naturgemäß deckt sich die Wahrnehmung der Löwen nicht mit der des DFB – und auch nicht mit der von Ex-Referee Rafati, der 1860 bei der Bewertung strittiger Elferszenen mit 0:6 im Nachteil sieht. Nachgefragt bei Alexander Feuerherdt, dem Mediensprecher der Schiedsrichter im deutschen Profifußball. „Es ist nicht möglich, bei jeder strittigen Schiedsrichter-Entscheidung in der Öffentlichkeit ins Detail zu gehen“, so der 55-Jährige: „Dennoch sei so viel gesagt: Wir bewerten keineswegs sämtliche Strafstoß-Entscheidungen gegen den TSV 1860 in dieser Saison als falsch.“ Für „mindestens vertretbar“ hält der Ex-Referee den aktuellen Aufreger aus dem Spiel gegen Rostock: Raphael Schifferl habe sich „mit einer seitlichen Bewegung in den zu erwartenden Weg des Balles begeben und mit dem angespannten linken Arm den Ball geblockt. Dabei hatte er leicht, aber effektiv seine Körperfläche vergrößert.“ Schiedsrichter Yannick Rupert habe seine Entscheidung gegenüber MagentaSport „gut und sachlich erklärt“.

Wenn es Kritik gibt, sind wir jederzeit gesprächsbereit.

Alexander Feuerherd

Dass Experten wie Rafati eher die Meinung der Löwen stützen, sei übrigens „ihr gutes Recht“, sagt Feuerherdt: „Unsere eigene fachliche Bilanz fällt allerdings häufig anders aus.“ Sein Angebot: „Wenn es Kritik gibt, sind wir jederzeit gesprächsbereit.“ Für Januar ist nach Informationen unserer Zeitung eine Art Gipfeltreffen Schiedsrichter/Vereine geplant. Vorher stehen noch drei Punktspiele an. Vorsorglich sagt Feuerherdt: „Bei allem Verständnis für so manche Emotion: Es kann und darf nicht sein, dass die Unparteiischen als Ventil herhalten müssen, um Dampf abzulassen.“ Sachliche Kritik sei dagegen „jederzeit willkommen“.

Aufrufe: 03.12.2024, 16:09 Uhr
Uli KellnerAutor