Türkgücü Münchens Investor ist ausgestiegen. Dem Klub fehlt Geld. Der Kader wird sich im neuen Jahr verändern, wie Präsident Akkay bestätigt.
München – Steht Türkgücü München nach etwas mehr als eineinhalb Jahren wieder finanziell am Abgrund? Schon Ende Oktober wurden Gerüchte an unsere Redaktion herangetragen, Milan Rapaic hätte sein Investment an der Heinrich-Wieland-Straße bereits wieder beendet. Fünf Monate nach seinem Einstieg hat der kroatische Ex-Profi die Nase voll. Damals wurde gemunkelt, er hätte seinen Sohn gerne im Vorstand installiert, was aber nicht geklappt hat.
„Wir sind in Gespärchen mit dem Investor. Wir haben nichts zu verkünden“, sagte Türkgücü-Präsident Taskin Akkay damals auf Rückfrage von Fussball Vorort/FuPa Oberbayern. Mitte Dezember sieht die Lage ganz anders aus. Wie Akkay am Montag bestätigt, ist Rapaics Mission in München seit Wochen wieder beendet. „Er hat ab Oktober schriftlich erklärt, dass er nicht weitermacht“, sagte Akkay. Es habe zwar dann noch ein Treffen in München gegeben, aber ohne Einigung. „Wir haben in der Vorrunde mit einem bestimmten Budget geplant. Und der Zufluss dieses Budgets von der Investorenseite wurde ab Ende September nicht mehr geleistet.“
„Nein, beim Gericht zu landen, da gibt‘s keinen Gewinner.“
Taskin Akkay über einen möglichen Rechtsstreit mit Milan Rapaic.
In der Folge kam es zu „Gehaltsverspätungen“, aber man sei immer in Kontakt mit der Mannschaft gewesen. Als Gründe habe Rapaic „kommunikative Differenzen“ angefügt. Die ausbleibenden Zahlungen waren für Türkgücü München problematisch. „Eine Zusage muss eigentlich über einen Zeitraum erfüllt werden. Für mich sind diese Erklärungen nicht nachvollziehbar“, sagt Akkay, der aber trotz wechselseitiger Verbindlichkeiten keinen Rechtsstreit anstrebt. „Nein, beim Gericht zu landen, da gibt‘s keinen Gewinner.“
Stattdessen wird in der Winterpause der Rotstift angesetzt. Ein Abgang des Sportlichen Leiters Nikolo Jelisic wollte der Türkgücü-Präsident noch nicht bestätigen. Er räumt aber ein, dass die Vertragsauflösung „eine Option“ werden könnte. Auch der Kader wird im neuen Jahr ein neues Gesicht haben. „Wir sind in Gesprächen mit der Mannschaft. Wir müssen Anpassung an unsere wirtschaftliche Situation durchführen.“
„Es wird natürlich Veränderungen im Kader geben. Wir werden definitiv Abgänge in der Qualität und in der Breite haben.“
Türkgücü muss den Rotstift ansetzen.
Die Rückrunde steht nach jetztigem Stand nicht auf der Kippe. Der Klub plant die restlichen 14 Partien. Welches Team sich ab Mitte Januar dann aber auf die restliche Rückrunde vorbereitet, steht in den Sternen: „Es wird natürlich Veränderungen im Kader geben. Wir werden definitiv Abgänge in der Qualität und in der Breite haben“, sagt Akkay. Immerhin hat der Klub in der Tabelle mit 43 Zählern eigentlich keine Abstiegssorgen. „Wir sind anhand der Punktzahl gesicherter Regionalligist. Also, ist da keine Gefahr.“
Rein sportlich spielt Türkgücü eine ausgezeichnete Saison. Die Mannschaft von Alper Kayabunar hat beide Derbys gegen den FC Bayern II gewonnen und als Tabellendritter zehn Punkte Rückstand auf Primus Würzburg. Für den 38-jährigen Trainer, Identifikationsfigur und Sympathieträger des Regionalligisten, mal wieder keine einfache Aufgabe für die restlichen Spiele bis zum Saisonende. In der vergangenen Spielzeit stürzte Türkgücü ab und wäre mit 50 Punkten fast noch abgestiegen. (Jörg Bullinger)