2024-09-23T08:25:24.421Z

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1860-Trainer Argirios Giannikis genießt weiterhin die Rückendeckung seiner Führungsspieler.
1860-Trainer Argirios Giannikis genießt weiterhin die Rückendeckung seiner Führungsspieler. – Foto: IMAGO/Sven Leifer

Jacobsens Kunstschuss lässt Giannikis aufatmen – 1860-Team steht zum Trainer: „Er ist ein super Typ“

Glücklicher Auswärtsdreier

Der TSV 1860 München landet bei Arminia Bielefeld einen Befreiungsschlag aus 60 Metern. Am Mittwoch soll der erste Heimsieg folgen.

München – Seit Wochen quält er die Löwen in jeder ARD-Sportschau: VfB-Kunstschütze Dominik Nothnagel, dessen Bogenlampe von Großaspach den TSV 1860 München in die Krise stürzte – als Treffer Nummer 5 steht der Geniestreich aus 60 Metern zur Auswahl beim „Tor des Monats“.

Womöglich hat Thore Jacobsen an den Löwen-Peiniger gedacht, als er in der 88. Minute eine verwegene Idee hatte: Er blickte am Mittelkreis auf, sah, dass Arminia-Keeper Kersken weit vor seinem Kasten stand. Ein Präzionsschuss aus der eigenen Hälfte. Nothnagel lässt grüßen. Diesmal war es die Arminia aus Bielefeld, die k.o. ging. Jacobsens Kunstschuss zum 0:1-Endstand löste eine weißblaue Jubel-Ekstase aus – nicht nur der in die Kritik geratene Trainer Argirios Giannikis atmete tief durch: „Dass wir dann so ein Tor schießen, ist vielleicht auch Karma, nachdem wir beim VfB ein ähnliches Tor bekommen haben.“

1860-Siegtorschütze Jacobsen stärkt Giannikis den Rücken

Treffer, versenkt. „Eigentlich kann ich gar nicht so weit schießen“, scherzte Jacobsen, der viel Druck rausnahm vor den weiteren Aufgaben der Englischen Woche (Hannover, BVB). Der Giesinger Notfallplan für den Fall einer weiteren Pleite kann erst mal in den Tiefen des Sportchef-Papierkorbs verstaut werden, Kandidaten wie Danny Galm müssen zurück in die Warteschleife. Eine rasche Wiedervorlage ist nicht zu befürchten, wenn Christian Werner bewertet, wie es um das Verhältnis Trainer-Mannschaft bestellt ist.

Klar: Spielerisch war es erneut extrem dünn, was die auf vier Positionen geänderte Löwen-Elf auf der Alm geboten hat. Aber wie andere Leistungsträger zuletzt (Morris Schröter, Jesper Verlaat), so äußerte sich auch Matchwinner Jacobsen kritisch, was die öffentliche Debatte um die Giannikis-Zukunft angeht. „Ich finde, dass das Verhältnis zum Trainer keineswegs angeknackst ist“, so der Vizekapitän: „Persönlich, muss ich sagen, ist er ein super Typ.“ Auch in der Woche nach der Dresden-Pleite (2:3) habe Giannikis „den einen oder anderen Spieler zur Seite genommen, Einzelgespräche geführt und gesagt, worauf es heute ankam.“

Wenn tonnenschwerer Druck abfällt: Jubel-Ekstase von Verlaat & Co. nach Jacobsens spätem Siegtreffer.
Wenn tonnenschwerer Druck abfällt: Jubel-Ekstase von Verlaat & Co. nach Jacobsens spätem Siegtreffer. – Foto: IMAGO/Noah Wedel

Beendet der TSV 1860 München gegen Hannover die Heimmisere?

Vor allem kam es im Duell mit der seit Mai unbesiegten Arminia auf die sogenannten Sekundärtugenden an: Kampfgeist, mentale Präsenz und Geschlossenheit. Heraus kam ein nicht schöner, dafür aber umso wertvollerer Auswärtsdreier, für den exemplarisch die zupackende Entschlossenheit von Torwart René Vollath steht. Beim Nothnagel-Treffer in Großaspach noch von den eigenen Fans verhöhnt – am Samstag einer der Garanten für eine Beton-Defensive, die kaum was zuließ. „Wir haben uns vorgenommen, defensiv kompakt zu stehen“, sagte Jacobsen: „Wir wollten keine Gegentore bekommen, weil wir da zuletzt schon mal ein bisschen anfällig waren. Darunter hat natürlich der Fußball gelitten. Aber heute war das Nebensache. Manchmal muss man sich so Siege auch irgendwie erkämpfen.“

Mit einer Umarmung für den Trainer signalisierte Werner, dass er diesen Kampf honoriert. Nach Jacobsens Befreiungsschlag können Giannikis und das Team nun etwas entspannter daran arbeiten, gegen Hannover II (Mittwoch, 19 Uhr) vielleicht auch mal spielerisch zu überzeugen. Speziell zu Hause haben die Löwen einiges gutzumachen: In drei Heimspielen sprang bisher kein einziger Punkt heraus. Auswärts dagegen stimmt zumindest die Ausbeute: zwei Siege – und wie Stuttgarts Nothnagel, so könnte auch Jacobsen ein Kandidat für das „Tor des Monats“ werden.

Aufrufe: 023.9.2024, 06:59 Uhr
Uli KellnerAutor