»Kindheitstraum«: 3 Oberpfälzer schießen ihr erstes Bundesliga-Tor
Eintracht Frankfurts Youngsters Brown und Uzun sowie Erras von Holstein Kiel blicken auf ein unvergessliches Wochenende zurück
Patrick Erras konnte es selbst kaum fassen. „Es ist alles noch ein bisschen surreal“, gab der 29-Jährige im Interview mit der ARD freimütig zu. Der gebürtige Amberger steht in Diensten des Bundesliga-Aufsteigers Holstein Kiel. Seit Samstag findet der Name des Oberpfälzer Fußballprofis Einzug in den Geschichtsbüchern der Kieler Störche. Erras war nicht der einzige Oberpfälzer, der am Wochenende in der Bundesliga für Schlagzeilen sorgte.
Im Falle von Patrick Erras gab es gleich zwei Premieren. Zum einen schoss – besser gesagt köpfte – er im Heimspiel gegen den FC Heidenheim sein erstes Bundesligator. In der 29. Minute fand ein Freistoß aus dem rechten Halbfeld über zwei Stationen den Weg zu Erras, welcher den Ball aus kurzer Distanz per Kopf am Torwart vorbei beförderte. Zum anderen zog das Tor Historisches nach sich. Es war nämlich der entscheidende Treffer zum allerersten Bundesligasieg in der Geschichte von Holstein Kiel. In den ersten acht Saisonspielen war den Nordlichtern ein Sieg noch verwehrt geblieben.
„Ich habe schon gehört, dass mein Trikot ins Vereinsmuseum von Holstein soll“, hatte der Mann mit der Nummer 4 im Fernsehen gut lachen. „Wir haben wirklich alles reingeworfen und den größeren Willen gezeigt“, beurteilte Erras den Kieler Pemieren-Erfolg im deutschen Oberhaus. Von 2000 bis 2007 erlernte der Amberger das Fußball-ABC bei seinem Heimatklub SV Raigering. Anschließend schaffte er über die Jugend des 1. FC Nürnberg den Sprung ins Zweitligateam des „Clubs“. Der Wechsel zu Werder Bremen und ein Jahr später zu Holstein Kiel schlossen sich an. In der laufenden Saison hat der defensive Mittelfeldspieler bislang sieben Bundesligaspiele absolviert.
Michael Erras' Siegtor für Holstein Kiel hatte historische Ausmaße. – Foto: imago images
Nathaniel „Nene“ Brown musste etwas länger warten auf seinen ersten Einsatz in der 1. Liga. Das Talent, das aus Kümmersbruck vor den Toren Ambergs kommt, wechselte diesen Sommer von Nürnberg zu Eintracht Frankfurt. Zu Saisonbeginn spielte Brown unter Trainer Dino Toppmöller noch keine Rolle. Das änderte sich schlagartig. Jetzt scheint der 21-Jährige angekommen zu sein bei den Hessen.
Der Innenverteidiger erlebte eine unvergessliche Woche. Nachdem er am Mittwoch im DFB-Pokal-Spiel gegen Mönchengladbach (2:1) sein Startelf-Debüt feierte und eine blitzsaubere Partie lieferte, durfte er am Wochenende bei Frankfurts 7:2-Kantersieg gegen den VfL Bochum erneut von Anfang an ran. Dieses Mal stand der Oberpfälzer sogar über die vollen 90 Minuten auf dem Feld – und erzielte in der 32. Minute prompt sein erstes Bundesligator. Beim zwischenzeitlichen 4:0 hatte Brown aus wenigen Metern leichtes Spiel und musste nur noch einschieben. „Es ist ein Kindheitstraum: erstes Bundesliga-Tor in so einem Stadion, bei so einem Verein, mit so einer Mannschaft. Ich kann es einfach nicht beschreiben“, strahlte Brown danach übers ganze Gesicht. „Schon das Spiel gegen Gladbach war ein maximales Highlight. Jetzt wieder von Anfang an zu spielen und noch ein Tor zu machen – eine bessere Woche geht gar nicht.“
Einer freute sich ganz besonders für Nene Brown mit – und erzielte später gleich selbst sein erstes Tor in der Bundesliga. Der Regensburger Can Uzun nahm heuer ebenfalls den Weg vom 1. FC Nürnberg zu Eintracht Frankfurt, für den er bisher sechs Bundesligaspiele machen durfte. Gegen Bochum wurde der 18-jährige Deutsch-Türke in Minute 65 eingewechselt. Eine Minute später schoss er das 6:2 und machte damit den Deckel drauf. Uzun und Brown sind gut befreundet, verstehen sich auch neben dem Platz bestens. Sie feierten Uzuns Torerfolg auf dem Feld gemeinsam. Aber nicht irgendwie. „Der Jubel ist aus Nürnberger Zeiten. Da haben wir den schon gemacht, wenn er ein Tor gemacht hat“, verriet Brown.