HSV-Verteidiger Justin Rösch ist ein Fixpunkt in der Viererkette des überraschenden Tabellenzweiten. Im Interview spricht er über die Mannschaft als einen eingeschworenen Haufen und das hohe Tempo in der Bezirksliga.
Bad Heilbrunn/Kleinweil – Vom Stürmer zurück zum Verteidiger, und dann drei Spielklassen höher: Der 21-jährige Zimmerer und Spengler Justin Rösch aus Bichl kam Anfang der Saison zum SV Bad Heilbrunn und ist mittlerweile aus der Viererkette kaum mehr wegzudenken. Solide, fehlerfreie Abwehraktionen zeichnen den Bichler „Ausputzer“ aus, der immer öfter auch den Weg nach vorne sucht. Rösch, mittlerweile in Kleinweil zu Hause, spricht im Interview über Ankommen beim SV Bad Heilbrunn, die Herausforderungen der Bezirksliga und den etwas überraschenden Tabellenplatz zwei zu Beginn der Rückrunde.
Herr Rösch, in der Vorsaison haben sie noch für die SF Bichl in der A-Klasse gekickt, jetzt drei Spielklassen höher, man merkt Ihnen kaum Schwierigkeiten an. Merken sie selbst, dass es schwieriger ist als in der A-Klasse?
Auf jeden Fall, am Anfang war es schon brutal hart, zum Beispiel, als wir in der Vorbereitung gegen Bayernligisten wie Grünwald gespielt haben. Aber ich habe mittlerweile ganz gut reingefunden, das hat mich selbst überrascht.
Wo sind denn die Unterschiede?
Das Spiel in der Bezirksliga ist einfach schneller, körperlich um einiges härter, man muss mehr einsteigen, und es wird auch gegen einen selbst mehr eingestiegen. Aber vor allem das Tempo ist der Hauptunterschied, bei allen Aktionen ist mehr Geschwindigkeit, man muss schneller laufen, schneller reagieren, schneller passen, schneller schießen...
Beim BFV laufen Sie unter „Ausputzer“, spielen bei Heilbrunn in der Regel als Linksverteidiger, was gibt es da zu tun?
Verteidigen! Hinten sauber stehen, alles abräumen, das mache ich gerne. Aber auch Wege nach vorne gehen, das würde ich am liebsten noch häufiger machen, mich in die Offensive einschalten, Tore schießen und auflegen.
Tore sind ja auch das, was den Fußball ausmacht, werden aber eher von den Offensivspielern erledigt. Worüber freut sich ein Verteidiger?
Ich finde die Position ultrageil, es macht einfach Spaß zu verteidigen, den Ball vom eigenen Tor wegzuhalten, alles wegzuverteidigen, Zweikämpfe gewinnen. Ein gewonnener Zweikampf, das ist einfach ultrageil. Aber schon auch mal Akzente nach vorne setzen, Flanken geben. Ich habe in Bichl ursprünglich hinten gespielt, dann wurde ich in den Sturm vorgezogen, habe auch ein paar Häusl gemacht. Aber ich habe mich sehr gefreut, als ich wieder in der Abwehr gespielt habe. Das liegt mir einfach mehr. In Heilbrunn hat mich Walter Lang (HSV-Trainer, d.Red.) auch wieder links hinten eingesetzt. In der Abwehr waren ja einige Lücken durch den Weggang von Kevin Diemb, und weil auch Andre Tiedt erst verletzt und dann krank war. Mir gefällt‘s auf der Position, perfekt.
Der HSV gilt ja als ein eingeschworener Haufen von Heilbrunnnern. Ist es da als Bichler schwierig reinzukommen?
Das habe ich auch gehört, dass es Probleme machen soll. Ich habe das aber gar nicht so empfunden, ich bin super reingekommen in die Mannschaft, wurde super herzlich aufgenommen, es sind einfach super Leute. Ich glaube, man muss schon auch etwas dafür tun, dazuzugehören, zeigen, dass du es willst, es muss passen. Aber dann ist man Teil dieses Haufens.
Ist vielleicht gerade diese Eingeschworenheit auch eine Erklärung dafür, dass Heilbrunn jetzt zum Beginn der Rückrunde doch etwas überraschend auf Rang zwei steht, nachdem Walter Lang eher den Klassenerhalt als Ziel ausgerufen hatte?
Das glaube ich auf jeden Fall. Spielerisch sind wir auch top, aber Fußballspielen können alle Mannschaft in der Bezirksliga. Ich denke, was uns ausmacht, ist tatsächlich dieser extreme Teamgeist, wir gewinnen zusammen, verlieren zusammen, wir geben Vollgas, auch wenn es mal nicht so läuft, wenn man mal verloren hat. Wir geben volle 100 Prozent, jeder für jeden, kämpfen und spielen füreinander, jeder weiß, wo er hin muss, das macht uns so stark.
Nach zwei Siegen gegen Top-Teams habt Ihr Euch gegen Kellerkind Peiting schwergetan, bevor das 2:0 im Sack war. Wie kommt so etwas?
Ja, es ist einfach schwieriger, wenn sich jemand komplett hinten reinstellt und auf Konter lauert. Wenn ein Gegner mitspielt, so wie eben Raisting oder Planegg, tun wir uns leichter.
Wie geht es für Sie selbst weiter? Wollen Sie es vielleicht sogar noch eine Klasse höher versuchen?
Nein, ich bin ultrafroh, dass ich in Heilbrunn spielen kann. Noch höher spielen, ich weiß gar nicht, ob ich mir das zutraue. Als ich noch mit Bichl in der A-Klasse gespielt habe, wollte ich schon höher hinaus und war dann super froh, als sich Heilbrunn gemeldet hat. Ich bin dann zum Probetraining, und da hat‘s mir gleich super gefallen. Ich denke, ich bin jetzt erstmal hier angekommen.
Vielleicht geht es ja sogar mit Heilbrunn noch höher hinaus?
Wenn wir es wirklich schaffen, Rang zwei zu halten, das wäre der absolute Wahnsinn. Für uns als Dorfverein! Wo die Konkurrenten ganz andere Möglichkeiten haben. Aber wir wissen, dass das schwierig wird, Platz zwei ist jetzt erstmal nur eine Momentaufnahme. Aber weiter oben dabei sein, das wäre schon schön. Aber das wird noch ein weiter, anstrengender Weg. Man merkt es ja jetzt schon, wenn man über 90 Minuten alles geben muss, bei dem Tempo, das wird dann schon zach. Da tut uns die Winterpause sicher ganz gut. Aber erst einmal haben wir noch zwei Spiele.