Wiesbaden. Das Liliencup-Endspiel wurde zum Spektakel: Der VfB Stuttgart und der FC Schalke 04, die besten Turnierteams, lieferten sich vor über 1500 Zuschauern in der Halle am Platz der Deutschen Einheit einen packenden Schlagabtausch, den die U17 der Schwaben um den zum besten Torhüter gekürten Robin Dittrich und Torjäger Matthaios Tsigkas 4:2 für sich entschied. Die Knappen um Yassin Hidraoui Akachar, der zum besten Spieler des zweitägigen Events gewählt wurde, steckten bis zum Schuss nicht auf, wären bei einem Lattenknaller fast noch herangekommen. Einen ausführlichen Bericht zum Finale lest ihr hier.
Dieser Text wird euch kostenlos zur Verfügung gestellt vom Wiesbadener Kurier.
So aber feierte der VfB um Trainer und Ex-Bundesliga-Profi Jan Kirchhoff, der umsichtig coachte, seine Schützlinge stets mit persönlicher Ansprache positiv pushte, den verdienten Turniersieg bei der 29. Auflage des von der Spvgg. Sonnenberg perfekt organisierten Hallenfußballturniers. „Für uns zwei tolle Tage bei einem absolut gelungenen Turnier“, fand Kirchhoff, führte aber an: „Nach meinem Gefühl wird beim Hallenfußball immer taktischer agiert. Darunter leidet teilweise der Spielfluss“.
Khayyer prägt mit SVWW besonderen Spielstil
Was bei seiner Mannschaft allerdings nur beim 0:0 gegen die Hessenliga-B-Junioren des SV Wehen Wiesbaden der Fall war. SVWW-Coach Chris Khayyer hatte eine besondere Marschroute ausgegeben. Bei eigenem Ballbesitz verließen die Torhüter Lars Kühne und Damjan Brajovic schnell den fünf Meter breiten Kasten und Efekan Kocabey kam als fünfter Feldspieler mit Leibchen und Aktionsradius bis zur Mittellinie auf die Platte. Das brachte dem SVWW zwei Siege (1:0 gegen die enttäuschenden Mainzer) und gegen Lautern (2:1) – und eben gegen den VfB ein 0:0. Doch für Sympathiepunkte sorgte das Lauern auf Durchbrüche mit langen Ballstafetten in der eigenen Hälfte eher nicht. „Das ist auch eine Facette des Hallenfußballs. Meiner Meinung nach eine Bereicherung und den Jungs hat es Spaß gemacht“, sagte Khayyer. Am Ende wurde es nach dem 1:4 im Platzierungsspiel gegen Vorjahresfinalist Rapid Wien Rang sechs.
Referee vom Prager Tross massiv bedrängt
Platz drei ging an Slavia Prag nach einem 3:1 über Borussia Mönchengladbach. Prag hatte zuvor im letzten Gruppenspiel gegen Stuttgart 1:2 hinten gelegen. Erzielte nach Freistoß aus der eigenen Hälfte kurz vor Schluss das 2:2, das aber nicht galt, weil Treffer aus der eigenen Hälfte beim Liliencup nicht zählen, zudem bei jedem Freistoß die Spielfortführung indirekt erfolgt. Folge: Referee Manuel Abbondanza wurde nach Spielende vom Prager Tross massiv bedrängt. Security-Personal musste eingreifen. Später habe ihn ein Mitglied des Prager Trainerstabs noch körperlich angegangen, berichtete der Spielleiter. Slavias Chefcoach dagegen habe sich einwandfrei verhalten. „Wenn nach so einer Szene erst einmal Emotionen aufkommen, kann ich das komplett verstehen. Doch das waren mehrere Stufen zu viel. Besonders die Reaktion des Co-Trainers“, sagte Abbondanza. Sein Bruder Michele, Marcel Göttel (pfiff das Endspiel), Henrik Schwarzer, Wolfgang Geipel und Mustafa Zanin komplettierten die Schiedsrichter-Garde, die körperbetonte Spiele mit zu wenigen technischen Finessen zu leiten hatte.
Schiri-Prominenz schaut zu
Wiesbadens Top-Schiedsrichter Tobias Welz und Rafael Foltyn kamen nach Bundesliga-Einsätzen zum Zuschauen. Ebenso wie Anne Uersfeld, die seit dem 1. Januar offiziell als Fifa-Assistentin gelistet ist, Ende 2023 bereits internationale Einsätze in Bulgarien, Armenien, Albanien und Luxemburg absolvierte. „Das war aufregend und macht Lust auf mehr“, sagte die 28-Jährige von der TSG Kastel 46.
Eine Bildergalerie vom Turnier seht ihr hier.
Lust auf mehr, das gilt auch für Mike Hanke. Der zwölffache A-Nationalspieler und WM-Teilnehmer von 2006 zählte als Co-Trainer zur Gladbacher Crew. „Super, sich mit absoluten Topteams messen zu können. Gut für unsere Jungs“, fühlte sich der 40-Jährige in Wiesbaden wohl. Im Sommer strebe er einen Chefcoachpart im Juniorenbereich an, verriet der angehende A-Lizenz-Inhaber.
Derweil reichte es für die U17 von Eintracht Frankfurt, die 2023 gewonnen hatte, nicht zum Halbfinale. Co-Trainer Dennis Merten, der als Spieler des SSV Hattenheim im November 2023 einen Kreuzbandriss davongetragen hatte, hat sich als Inhaber der B+-Lizenz für den aufwendigen A-Lizenz-Lehrgang beworben. Wie und ob es mit seinem hauptberuflichen Part bei der Eintracht 2024/25 weitergehe, das werde sich noch entscheiden, sagte Merten.
Für Sonnenberger Youngster ein absolutes Erlebnis
Für das Team von Gastgeber Spvgg. Sonnenberg blieb nur das von Carl-Gustav Haar erzielte Tor beim 1:6 gegen Rapid Wien. Vom Einsatz her hatten die Spitzkippel-Youngster alles abgerufen. Auch wenn es nur zu einem Treffer reichte, empfanden die überwiegend mit dem jüngeren B-Jugendjahrgang angetretenen Sonnenberger das Turnier als absolutes Erlebnis. „Das war eine coole Erfahrung“, bekräftigte Julius Manner. Sein ebenfalls 15-jähriger Mitspieler Toni Skoro fand: „Wir haben zu viele Chancen liegen gelassen. Da spielte vielleicht auch Nervosität mit.“ Für die beiden sind die Begegnungen mit den körperlich wie spielerisch überlegenen Gast-Teams aber auch ein Ansporn, sich als Team wie auch individuell weiterzuentwickeln. Kapitän Rayan Tahak wurde als bester Sonnenberger Spieler ausgezeichnet. Doch ungeachtet hoher Niederlagen durften alle die Liliencup-Teilnahme als Gewinn betrachten.
Turnier ohne 160-köpfige Helfermannschaft nicht möglich
Ohne die knapp 160-köpfige Helfermannschaft und die Sponsoren wäre die Durchführung einer solchen Großveranstaltung gar nicht möglich. Wobei sich die Gastgeber auch wieder auf Unterstützung aus anderen Vereinen verlassen konnten. Zudem warteten sie mit einem beeindruckenden Rahmenprogramm auf. Und sammelten in Verbindung mit dem Wiesbadener Wirtschaftsforum um Andreas Maurer auch erneut Spenden für wohltätige Zwecke. Für die „Tröstenden Pfoten“, die als gemeinnütziger Verein Therapie-Hunde für Schwerstkranke als Begleitung vermitteln, kamen 1000 Euro zusammen. Wie auch für Lars und Henry, für die beiden werden Mittel für eine Delfin-Therapie benötigt. Die Sonnenberger um die federführenden Organisatoren Jörg Wintermeyer und Norbert Roth – die Turnierleitung lag bei Christoph Schneider, Rainer Wagner und Nicole Wagner in besten Händen – hatten alle Register gezogen. 2025 zum 30-Jährigen versuche man mit „einem Kracher“ aufzuwarten, sagte Wintermeyer. Während OB Gert-Uwe Mende den Liliencup als „Leuchtturm“ im Wiesbadener Sportkalender sieht. Alle Mannschaften hätten sich in Wiesbaden „unheimlich wohlgefühlt“, das habe er aus erster Hand erfahren.