2024-12-31T09:39:25.068Z

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Wolfgang Krebs in seiner Funktion als Trainer des Fußball-Bezirksligisten FC Penzberg in der Saison 2024/2025.
Wolfgang Krebs in seiner Funktion als Trainer des Fußball-Bezirksligisten FC Penzberg in der Saison 2024/2025. – Foto: Andreas Mayr

„Von einem Teil der Mannschaft abgesägt“ - Wolfgang Krebs fällt Fazit über Penzberg-Zeit

Nach kurzer Trainer-Amtszeit

Trainer Wolfgang Krebs und der FC Penzberg fanden nicht zueinander. Zwischen den beiden war es ein Missverständnis von Anfang an.

Die Wochen danach waren für Wolfgang Krebs nicht weniger leidvoll. Er brachte eine Meniskus-Operation hinter sich, die seit langem geplant war und die er auch als Trainer des 1. FC Penzberg durchziehen hätte müssen. Diesen Posten ist er allerdings los. Am Tag nach dem Abschied hatte er’s vorgezogen zu schweigen, weil ihn die Emotionen übermannten. Mittlerweile hat er seine Gedanken sortiert. Für ihn steht fest: „Ich wurde von einem Teil der Mannschaft abgesägt.“ Nun soll dieser Text kein Anklageschreiben gegen den FCP sein. Sondern vielmehr ein Erklärstück, wie es so weit kommen konnte, dass die Penzberger mal wieder einen Trainer auszuwechseln haben.

Dazu muss man zurückreisen in den Sommer. In der Rückschau lässt sich das leicht sagen: Schon da fand man die ersten Anzeichen dieses Missverständnisses. „Wir haben uns gut gefühlt, dass er der Coach ist“, sagt Joachim Plankensteiner, der Clubchef, zwar. Doch die Männer aus der Führungsetage übersehen, dass es genug Charaktere in dieser Mannschaft gibt, die mit der direkten, fordernden, manchmal forschen Art des Wolfgang Krebs nicht räsonieren. „Unsensibel“, so sagen manche im FCP-Umfeld, sei er im Umgang mit den Spielern gewesen. In Einzelgesprächen etwa empfanden ihn einige als dominant. „Für die Mannschaft braucht man Sensibilität“, erklärt Joachim Plankensteiner. „Zwischenmenschlich hat es zwischen Trainer und Mannschaft von Anfang an nicht gepasst. Die haben sich nicht gefunden“, sagt der „Plänky“.

Viele Meinungen innerhalb des Teams

Wolfgang Krebs wiederum verortet die Kernprobleme an anderer Stelle. Er beschreibt den FCP als fragmentiertes Team. Es gibt die Roche-Fraktion und ihre Ansichten, ein Teil mag’s eher gemütlich, ist nicht bereit für mehr als zwei Fußballtrainings pro Woche, eine Gruppe besteht aus Kickern, die wegen Problemen mit ihren alten Vereinen wechselten, und einen Spieler gab’s sogar, der am liebsten selbst Krebs’ Job in Form eines Spielertrainers gehabt hätte. So beschreibt es zumindest der Coach und nennt dieses Phänomen „ein Penzberger Problem“. Bedeutet in seinen Worten: viele Charaktere, viele Meinungen, viele Erwartungen, viele Forderungen, aber wenig Miteinander. „Es war ein Hauen und Stechen. Die Spieler müssen lernen, dass es ein Team- und kein Einzelsport ist.“

Woche für Woche verschlimmerte sich die Lage. Kritik am Trainer – aus der Mannschaft wie dem Umfeld – wuchs. „Ein schleichender Prozess, der immer größer geworden ist“, sagt Plankensteiner. Die Zahl der Krebs-Gegner sei angewachsen. Das habe Krebs ein bissl übersehen, sagt der „Plänky“. Am Ende habe sich die Mehrheit gegen den Routinier ausgesprochen. „Wenn ein Großteil der Mannschaft gegen ihn ist, kannst du gar nichts mehr biegen.“

Wolfgang Krebs hingegen hat das anders wahrgenommen. „Ein paar haben die Chance genutzt, Stimmung zu machen“, sagt er. Wie er’s mitbekommen hat, gab es eine schweigende Mehrheit, die hinter ihm stand, aber bei der spontanen Sitzung, die sein Ende besiegelte, ruhig blieb und nicht aufbegehrte. Als seinen größten Fehler wertet er die Wahl des Kapitäns. Diese Entscheidung (pro Fazlican Verep) überließ er der Mannschaft. „Das habe ich auch nicht verstanden, das machst du normal im Jugendbereich“, sagt Plankensteiner.

Dennoch: Wolfgang Krebs bereut das Abenteuer, wenn’s auch kurz war, nicht. Für Trainerteam und sportliche Leitung hat er ausnahmslos positive Worte. Er lobt etwa den Zeitaufwand von Plankensteiner und Kollege Fotios Roumbos, die beinahe bei jedem Training zusahen, Feedback gaben. „Die sind 24 Stunden erreichbar für den Verein. Die haben eine saubere Arbeit abgeliefert.“ Das Verhältnis zu Plankensteiner prägt enorme Wertschätzung. „Ich schätze ihn wahnsinnig“, sagt der Vereinsvorsitzende und verweist etwa auf die Kartenrunden, die er vermissen werde. „Leider“ aber habe es mit der Mannschaft einfach nicht geklappt. „Seine Ansichten sind wirklich gut“, sagt Plankensteiner.

Weiter Lust auf Fußball

Während sich der FCP also ein weiteres Mal neu zu formieren hat, steht für Krebs fest, dass es bald weitergeht. „Ich bin noch geil auf Fußball, habe Bock, vielleicht im Winter wieder einzusteigen. Fußball hält jung“, sagt der 61-Jährige. Seinem Ex-Verein wünscht er ein „glückliches Händchen“ bei der Trainersuche und noch mehr: „Sie sollen die richtigen Leute finden, die für den Verein etwas tun.“

Aufrufe: 08.11.2024, 09:15 Uhr
Andreas MayrAutor